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Urschel-Sochaczewski, Florian: Der Adoleszenzdiskurs in der DDR. Staatliche Programme, Jugendforschung, Lebensalltag, erzählende Künste
ISBN 978-3-89693-685-1 (10/2017)
499 Seiten, 22 x 15 cm, 2 Abb., Kt., EUR 68,00
 
Adoleszenz, verstanden als die turbulente, zweifelnde, aufrührerische Identitätssuche von Jugendlichen, ist eine Herausforderung für die Gesellschaften, in denen sich die jeweiligen Jugendlichen bewegen. Wie wurde das Phänomen der Adoleszenz in der DDR verhandelt? Welche Rolle spielten die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure bei der Gestaltung – oder auch beim Versuch der Unterdrückung – von Adoleszenz in der DDR? Gab es so etwas wie eine DDR-spezifische Adoleszenz? Inwiefern war die Art, wie in der DDR mit jugendlicher Adoleszenz umgegangen wurde, möglicherweise mitverantwortlich für die geschichtliche Entwicklung und schließlich für das Ende der DDR?
Die vorliegende Arbeit nähert sich diesen Fragen. Zwei Thesen bilden dabei den Ausgangspunkt. Erstens: Adoleszenz ist keine entwicklungsbiologische Selbstverständlichkeit. Adoleszenz ist vielmehr ein diskursiv erzeugtes Konstrukt, für dessen Entstehung eine moderne Gesellschaft die Voraussetzung ist. Zweitens: Konstitutiv für die ‚Erfindung‘ und Gestaltung von Adoleszenz sind seit jeher die erzählenden Künste.
In der umfangreichen Begründung und Verknüpfung dieser beiden Thesen liefert die Arbeit neue Anregungen sowohl zur allgemeinen Geschichte der Adoleszenz und ihrer Erzählungen als auch zum Verständnis der DDR als modernem Staat sowie zur Funktion des kulturellen Feldes in der DDR.

Inhalt
 
Einleitung: Utopien? Bemerkungen zu Adoleszenz und Adoleszenzerzählungen in der DDR
Erster Teil: Adoleszenz theoretisch, Adoleszenzerzählungen historisch
I. Was heißt hier Adoleszenz?
I.1 Jugend und Adoleszenz: begriffliche Verflechtungen
I.2 Die ‚Poetik der Adoleszenz‘
I.3 Gesellschaftliche Bedingungen für Adoleszenz
I.4 Adoleszenz – ein seltenes Privileg?
I.5 Erzählende Künste und Adoleszenz
II. Entdeckung und Erfindung, Sturm und Drang: Zur Geschichte der Adoleszenz und der Adoleszenzerzählungen
II.1 Entdeckung und Erfindung: begriffliche Verflechtungen auch hier
II.2 Die Erfindung der Jugend durch Rousseau als Prämisse für Adoleszenz
II.3 Der Sturm und Drang als Klassik der Adoleszenz
II.3.1 Entdeckung: Die Poetik des Sturm und Drang
II.3.2 Von der Entdeckung zur Erfindung: Der Beitrag des jungen Goethe
II.4 Ausblick: Sturm und Drang als Leitbild in der Geschichte der Adoleszenz
Zweiter Teil: Adoleszenz in der DDR: Staatliche Programme, Jugendforschung, Lebensalltag
III. Jugend und Adoleszenz in der DDR, strukturell
III.1 Zur Modernität der DDR
III.2 Zäsuren? Gesetze, FDJ, Jugendweihe
III.2.1 Gesetze
III.2.2 FDJ
III.2.3 Jugendweihe
IV. Jugend und Adoleszenz in der DDR, offiziell
IV.1 Adoleszenz umgehen: Propaganda und Programmatisches
IV.1.1 Propaganda: So leben wir (1956) und DDR – Staat der Jugend (1973)
IV.1.2 Programmatisches: Das Jugendkommuniqué von 1963
IV.2 Mit Adoleszenz umgehen: Forschungsparadigmen
IV.2.1 Die 1960er Jahre: Zur Psychologie des Jugendalters (1962) und Staat und Jugend in der DDR (1966)
IV.2.1.1 Zur Psychologie des Jugendalters (1962)
IV.2.1.2 Staat und Jugend in der DDR (1966)
IV.2.2 Im Übergang von den 1970er Jahren zu den 1980er Jahren: Zur Psychologie der 12- bis 22jährigen (1980)
IV.2.2.1 „Einige methodologische und theoretische Probleme der Intervallstudie“
IV.2.2.2 „Zur Entwicklung von Lebensorientierungen im Jugendalter“
V. Anmerkungen zum Alltag der Jugendlichen in der DDR
V.1 Lebenswelten: Schule und Beruf, Familie und Freizeit
V.1.1 Schule
V.1.2 Beruf
V.1.3 Adoleszenz in der Nische
V.1.4 Westliches und Östliches in Familie und Freizeit
V.2 Erzählungen aus dem Alltag, Adoleszenzerzählungen im Alltag von DDR-Jugendlichen
V.2.1 Subkulturen, Einzelgänger und ‚typischer‘ Jugend-Alltag: Zur Problematik autobiographischer Rückblicke
V.2.2 VEB Nachwuchs und die Bedeutung der erzählenden Künste für die (Suche nach) Adoleszenz in der DDR
Dritter Teil: Adoleszenz in der DDR: Das kulturelle Feld
VI. Das kulturelle Feld in der DDR als Basis des erzählkünstlerischen Beitrags zum Adoleszenzdiskurs
VI.1 Kulturelles Feld der DDR?
VI.1.1 Kulturelles Feld statt literarisches Feld
VI.1.2 Relativität, Jugend und Adoleszenz, Metapher
VI.2 Politik und Kunst
VI.2.1 Die sozialistische Literaturgesellschaft als medienübergreifendes Ideal
VI.2.2 Privilegien
VI.2.3 Zensur und Selbstzensur
VI.3 Künstlerische Darstellungsweisen in Literatur und Film – DDR-spezifisch
VI.3.1 Verschlüsselungsstrategien
VI.3.2 „Gings als Film nicht, dann […] gings vielleicht als Prosa“
VI.3.3 Der sozialistische Realismus als Ideal in „Literatur und Kunst“
VI.4 Jugendliche im kulturellen Feld der DDR – zum Beispiel: Jugendliche und Film (mit Seitenblicken auf die Literatur)
VI.4.1 Fernsehen, die ‚liebste‘ Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen in der DDR
VI.4.2 Zwischen Vermeidung und Aneignung: Jugendliche Rezeptionsgewohnheiten und das kulturelle Feld der DDR
VI.4.3 Überlegungen zum Zusammenhang von Rezeptionsmedium und Adoleszenz
VII. Ausblick: Ermunterung zur weiteren Auseinandersetzung mit Adoleszenzerzählungen aus der DDR
VII.1 Was zu prüfen wäre: Entdeckungen und Erfindungen, Sturm und Drang
VII.2 Drei literarische Beispiele: Adoleszenz in...
VII.2.1 Brigitte Reimann, Ankunft im Alltag (1961)
VII.2.2 Günter Görlich, Den Wolken ein Stück näher (1971)
VII.2.3 Ulrich Plenzdorf, Die neuen Leiden des jungen W. (1973)
VII.3 Ende und Anfang: eine Erzählung des Übergangs
Literaturverzeichnis
Danksagung